Seit nun einem Jahr sind Kinder Spielball der Politik: Lockdown, Schulen geschlossen, Schulen teilweise geschlossen, Schulen geöffnet, erneut Schulen geschlossen. Opfer dieses Zick-Zack-Kurses in der Bildungs- und Krisenpolitik sind die Kinder.

Christel Koch, die Erste Vorsitzende des OV Speyer, sorgt sich: „Kinder leiden unter der Isolation, reagieren mit psychischen Auffälligkeiten wie Depression oder Aggression, auch Suchtverhalten. Wissenslücken werden spür- und sichtbar. Insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Milieus, aus bildungsfernen Familien, fallen durchs Raster, können die erkennbaren Defizite aus dem über Wochen anhaltenden Lockdown nicht kompensieren. Es ist leicht zu erkennen, dass für manche Schüler eine weitere Schulschließung absolut nicht mehr verantwortbar ist.“

Im Vorfeld des Treffens der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsident*innen hat sich der Deutsche Kinderschutzbund mit der Forderung, Schulöffnung bereits in geeigneten Regionen möglich zu machen, mit einem  Brief an Bund und Länder gewandt.
Kinder und Jugendliche sind in ihren Rechten und ihrer Entwicklung durch die aktuellen Schließungen von Kita und Schule und aller anderen Einrichtungen stark beeinträchtigt. Längere Schließungen beeinträchtigen die Bildungsmöglichkeiten erheblich und werden zu einer Verschärfung von Ungleichheit führen. Als Kinderschutzbund wollen wir aber auch darauf aufmerksam machen, dass Befunde zu sozialen und psychischen
Beeinträchtigungen im Lockdown vorliegen. Diese sollten künftig stärker bei der Abwägung der Infektionsschutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Kinder und Jugendliche benötigen den Kontakt zu Gleichaltrigen und Spielräume außerhalb des Elternhauses, um gut aufzuwachsen. „Der Lockdown nimmt Kindern und Jugendlichen wichtige Räume und zentrale Erfahrungen. Die Belastungen dürfen wir nicht
ignorieren“, macht die Vizepräsidentin des Kinderschutzbundes Prof. Dr. Sabine Andresen deutlich.
Der Kinderschutzbund betont deshalb noch einmal mit Nachdruck, dass dort, wo sinkende Inzidenzwerte und geeignete Hygienekonzepte es jeweils regional möglich machen, Schulen und Kitas wieder geöffnet werden müssen. „Sobald das Infektionsgeschehen in einer Region soweit gefallen ist, dass über erste Lockerungen
nachgedacht werden kann, ist es nicht zu rechtfertigen, wenn Kindern soziale Kontakte und Bildung weiter vorenthalten werden“ sagt Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes. Die Zuordnung von Kindern und Jugendlichen zu entsprechenden Schulen und Kita ist eindeutig. Eine Zunahme unerwünschter Mobilität
zwischen Regionen ist durch eine Öffnung von Kita und Schule somit nicht zu erwarten. „Die Kultusministerien, Schulträger und Schulen sind nunmehr in der Pflicht, sich mit geeigneten, durch die medizinischen Fachgesellschaften empfohlenen, Maßnahmen auf eine Öffnung vorzubereiten und diese dort, wo es regional möglich ist, auch vorzunehmen, im Sinne einer sinnvollen Güterabwägung zwischen Infektionsschutz und
einem guten Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen“ betont Daniel Grein, Bundesgeschäftsführer des DKSB.
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