Das Erleben von GEWALT kann zu schwerwiegenden Folgen in der Entwicklung von Kindern führen. Viele von Gewalt betroffene Kinder leiden bis ins Erwachsenenalter unter psychischen Belastungen und Beziehungsstörungen.

Was ist GEWALT?

Wir scheinen uns einig zu sein: Wir alle haben eine recht klare Vorstellung davon, was körperliche Gewalt ist. Ein Kind mit dem Stock zu verprügeln, wie das zu früheren Zeiten üblich war, ist heute für uns unvorstellbar. Die berühmte Ohrfeige, der sogenannte „Klaps auf den Po“ werden dagegen immer noch praktiziert und als „da ist mir die Hand ausgerutscht“ verharmlost. Immerhin: Das schlechte Gewissen meldet sich, wir wissen, das ist nicht ok.

Für psychische Gewalt gibt es allerdings kaum ein Bewusstsein. Dabei sind herabwürdigende Erziehungshandlungen, demütigende Äußerungen und Anschreien auch Gewalthandlungen gegen Kinder mit massiven Langzeitfolgen. Eine aktuelle Studie aus dem Universitätsklinikum Ulm Zum elterlichen Erziehungsverhalten hat aufgezeigt, dass Kinder, die von psychischer Gewalt betroffen waren, häufig Angststörungen oder psychosomatische Störungen ausbilden. (Agne 2022).

Was ist psychische Gewalt?  Psychische Gewalt meint ein wiederholtes Verhalten aufseiten der Erwachsenen beziehungsweise der Bezugspersonen, das dem Kind gegenüber eine feindliche oder abweisende Haltung zum Ausdruck bringt. Damit wird dem Kind das Gefühl gegeben, wertlos zu sein. Die psychologischen Grundbedürfnisse des Kindes werden nicht erfüllt und es wird vermittelt: „Du bist wertlos, ungeliebt und unerwünscht“. Da psychische Gewalt keine körperlich sichtbaren Spuren hinterlässt, ist sie viel schwerer feststellbar.

Mögliche Formen psychischer Gewalt sind:

  • Wenn Kinder kontinuierlich mit ihren Bedürfnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wünschen herabgesetzt oder zum Sündenbock gemacht werden (Ablehnung).
  • Wenn den Kindern der Zugang zu sozialen Kontakten, die für eine normale Entwicklung und dem Erlernen sozialer Kompetenz wichtig sind, verwehrt wird (Isolieren).
  • Wenn Kindern ständig mit dem Verlassen oder schweren körperlichen Schädigungen gedroht wird (Terrorisieren).
  • Wenn Kindern die elterliche Aufmerksamkeit oder Ansprechbarkeit, die Kinder für ihre Entwicklung brauchen, dauernd entzogen wird. (Emotionales Ignorieren)
  • Wenn an Kinder dauernd übertriebene, unangemessene Anforderungen gestellt werden, die ihrem Entwicklungsstand nicht entsprechen und das Kind überfordern. (Überforderung)
  • Wenn Kinder Zeugen elterlicher Partnergewalt werden, auch ohne selbst direkt Misshandlungen zu erleben. (Hilflosigkeit in gewaltbesetzten Situationen)

MIt der Kampagne 2022 zum Weltkindertag am 20. September 2022 macht der Kinderschutzbund deutschlandweit auf diese Form von Gewalt aufmerksam.

Hinterfragen wir unsere oft nachlässige, von Eile, Überheblichkeit, Machtausübung besetzte Kommunikation mit unseren Kindern! Sätze wie die hier als abschreckende Beispiele angefügten sollten unser Gewissen genauso auf den Plan rufen wie die oben genannten Beispiele körperlicher Gewalt.

Also bitte NICHT :  Muss ich dir alles dreimal sagen?  Hast du keine Ohren?  Nicht du schon wieder!  Du bist zu dumm dafür!  Wenn du nicht aufisst, ist die Oma traurig.  Wenn du nicht jetzt nicht schläfst, dann knallt es!  Aus dir wird nie was! Jetzt stell dich nicht so an!  Hör auf zu heulen!